Gottschalk 60
09.05.2010
Anlässlich des 60. Geburtstages von Thomas Gottschalk am 18. Mai habe ich mich im Auftrag des SZ-Magazins mit einigen Grundsatzfragen beschäftigt, die im Zusammenhang mit dem Moderator immer wieder auftauchen. Beispielsweise mit seiner
Frisur
Gesicherte Erkenntnisse, wie es um die Frisur von Thomas Gottschalk steht, verdanken wir einem stornierten Flug: Er habe es, erzählte Gottschalk im Mai 2009, gerade noch geschafft, einen anderen Flieger von Köln nach Hamburg zu bekommen, um rechtzeitig eine Gummibären-Ausstellung in Schleswig eröffnen zu können. Der Preis für sein Improvisationstalent: Sein Koffer sei in Köln zurückgeblieben; daher erscheine er nun mit glatterem Haar. »Der Lockenstab ist ein Opfer der Eile geworden, aber die Frisur wäre dem Wind hier sowieso nicht gewachsen gewesen«, meinte der Moderator. Anschließend posierte er vor einem aus Gummibären gefertigten Porträt, das ihn mit ordnungsgemäß gelocktem Haar zeigte.
Weitere Erkenntnisse lesen Sie bitte direkt auf der Homepage des SZ-Magazins.
Als Bonustrack für Leser dieses kleines Blogs hier der einzige, nicht abgedruckte Beitrag. Beurteilen Sie selbst, ob zurecht – oder nicht,
„Ich mache mich gern zum Deppen“
Die am wenigsten gewürdigte Eigenschaft des Thomas Gottschalk ist meines Erachtens seine menschfreundliche Haltung. Er ist die Antithese zu jenen moderierenden Zynikern, die noch über die existentiellsten Beschädigungen bzw. Kläglichkeiten der Menschen Witze reissen. Das ist Gottschalk umso höher anzurechnen, da er weiss, was er tut. Und was er nicht tut: ?Ich unterhalte nicht Zielgruppen, sondern Menschen. Ob die 7 oder 70 sind, intellektuell oder grenzdebil – in meinem Herzen hat jeder einen Platz. Und ich versuche, für jeden den richtigen Ton zu finden. Ich nenne das Familienfernsehen.? (Spiegel, 20.10.2008) Für seine Witze bedient er sich lieber eines Menschen, über den er verfügt: ?Ich mach mich gern zum Deppen, wenn es der Unterhaltung dient. Aber wichtig ist doch, dass ich niemand anderen zum Deppen mache. Ich weiß, was ich tue, kann damit leben und werde ordentlich dafür bezahlt.? (ebenda).
Wer nach den Gründen für diese Haltung sucht, wird schnell bei der katholischen Prägung des Thomas Gottschalk landen: Er war Ministrant, arbeitete in der Jugendbetreuung der Kirche, studierte mit Hilfe eines Stipendiums der Deutschen Bischofskonferenz Germanistik und Geschichte für das Grund- und Hauptschullehramt, und ist Mitglied der katholischen Studentenverbindung Tuiskonia in München. Dass ihn die Frage der Religion bis heute ernsthaft beschäftigt, konnte man erst Anfang dieses Jahres miterleben, als er mit Hans Küng bei Reinhold Beckmann über Gott und die Welt sprach. Mit vielen offiziellen Positionen der Kirche kann er nichts anfangen, sie sei lebensfern, aber obwohl er der Institution kritisch gegenüber stehe, hänge er ?noch dem katholischen Glauben nach?.
Doch es wäre nicht Gottschalk, hätte er nicht eine abschliessende Pointe parat: So beschwerte er sich vor drei Jahren in seiner Bunte-Kolumne über Reformen der Kirche: ?Spätestens seit meiner Pubertät war mir klar, dass der direkte Weg ins Himmelreich für mich nicht nur beschwerlich, sondern auch schwierig werden würde, weil mir bereits in dieser Phase bewusst wurde, dass weder Schamhaftigkeit noch Keuschheit zu meinen Kardinaltugenden zählten. (…) Ich musste also eventuelle Umleitungen planen und die Kirche bot mir in ihrer unendlichen Güte eine akzeptable Alternative zur ewigen Verdammnis: das Fegefeuer. Und jetzt stellt mir der Vatikan mit der Abschaffung des Fegefeuers sozusagen die Heizung ab. Und das gerade in meinem Alter, wo man es schon gern etwas wärmer hat.?
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